Liebe Leserin, lieber Leser,
am 28. August 430, also vor 1550 Jahren, starb in der Stadt Hippo Regius im heutigen Algerien einer der einflussreichsten christlichen Theologen der Antike. Seine Bedeutung reicht bis heute, so dass man ihm den Titel eines Kirchenvaters gab. Die Rede ist von Augustinus, Bischof, brillanter Denker und Autor. Dabei hatte er ursprünglich etwas ganz anderes mit seinem Leben vor. Über seine Mutter kam er schon als Kind mit dem christlichen Glauben in Berührung, aber er hielt das Christentum für eine Religion für Kinder und Einfältige. Er selbst strebte eine Karriere als römischer Beamter an. Weil es da nicht schlecht sein kann, ein guter Redner zu sein, beschloss er von einem der bekanntesten Prediger seiner Zeit zu lernen, Bischof Ambrosius von Mailand. Doch Augustin lernte nicht nur, wie man redet, sondern immer mehr auch das, was da geredet wurde. Er sah ein, wie wenig er vom Christentum wusste und wie falsch seine Meinung war. Er begann zu lernen und zu studieren, las viele Bücher, dachte nach und diskutierte mit anderen bis er sich an Ostern 387 taufen ließ. Sein Traum von der Beamtenlaufbahn war zu Ende. Gott hatte einen anderen Weg für ihn. Er führte ihn ins Kloster und schließlich auf den Bischofsstuhl von Hippo Regius, wo er bald selbst als geschätzter Redner galt und viele Menschen taufen durfte.
Wenn der Wochenspruch für diesen Sonntag aus dem Propheten Jesaja sagt, dass Gott "das geknickte Rohr nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht nicht auslöschen wird", dann ist Augustinus ein gutes Beispiel dafür. Was in ihm verborgen lag und vielleicht nur ein wenig glimmte, hat Feuer gefangen und so viele andere angesteckt.
Ihr
Jochen Stähle, Pfr.