Liebe Leserin, lieber Leser, 

es gibt Verse in der Bibel, die lassen einem wenig Spielraum. Wie dieser aus dem Epheserbrief: Früher wart ihr Finsternis, jetzt seid ihr Licht im Herrn, heißt es dort. Früher wart ihr Finsternis. Keine zumindest kleinen Lichter, keine Menschen des gepflegten Halbschattens - Finsternis. Licht ist es erst geworden, als ihr Jesus kennen gelernt habt und ihm nachfolgt. Vielleicht mussten die Epheser erst einmal schlucken, als sie so über ihre dunkle Vergangenheit aufgeklärt wurden. Ich glaube aber, dass sie sich eher gefreut haben. Gefreut darüber, jetzt Kinder des Lichts zu sein. So geht der Vers nämlich weiter: "Wandelt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit." Aber da werden wir jetzt erst einmal schlucken. Kinder des Lichts sollen wir sein, Menschen, die nichts anderes kennen als Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit? Da müssen wir doch ehrlicherweise zugeben, dass wir solch helle Lichter nicht immer sind. Neben der Güte gibt es auch viel Eigennutz. Neben der Gerechtigkeit streben wir auch nach unserem Vorteil. Neben der Wahrheit drehen wir uns die Dinge manchmal auch so zurecht, wie wir sie gerne hätten. So ist es. Aber so muss es ja nicht bleiben. Wir sind ja nicht deswegen Licht, weil wir so hell strahlen, sondern weil ein anderer durch uns strahlen will, Jesus Christus. Er ist das Licht der Welt. Und wir können es sein, wo er uns beisteht, leitet, Kraft gibt. Wir können es sein, wenn sein Geist in uns am Wirken ist. Wo seine Herrlichkeit in und durch uns leuchtet, haben wir die Kraft, etwas zu bewegen, zu verändern. Wie es in einer Liedstrophe unseres Gesangbuches heißt: Lass uns deine Herrlichkeit sehen auch in dieser Zeit; und mit unsrer kleinen Kraft suchen, was den Frieden schafft.

Ihr 

Jochen Stähle, Pfr.