Liebe Leserin, lieber Leser,
seine Familie kann man sich nicht aussuchen. Man wird in sie hineingeboren und muss sich irgendwie dazu verhalten. In den allermeisten Fällen geht es gut. Nicht, dass es auch einmal Ärger gibt. Aber man rauft sich wieder zusammen. Manchmal allerdings geht es auch weniger harmonisch zu. Dann geht es um Enttäuschungen und Verletzungen. Man grenzt sich ab - und nicht selten die anderen aus. Wege trennen sich. Und es ist schwer, dann wieder zusammen zu kommen. Vielleicht liegt es dann auch daran, dass man sich zu ähnlich ist und das auf keinen Fall zugeben will. Denn man teilt ja immer noch einen großen Teil der gemeinsamen Geschichte und kann diese nicht einfach verdrängen. Eine solch schwierige Familiengeschichte verbindet auch Juden und Christen. Aus anfänglicher Nähe wurde im Laufe der Jahrhunderte offener Hass. Aus tiefen Verletzungen ein langsamer Weg der Annäherungen und des gegenseitigen Verstehens. Der kommende Sonntag, der "Israelsonntag", widmete sich dem Verhältnis von Christen und Juden. Und er widmet sich Israel, Gottes auserwähltem Volk, von dem Paulus schreibt, dass es immer Gottes erste Liebe bleiben wird. Als Christen sind wir nur dazugekommen, dürfen ein Teil dieses Bundes sein, den Gott in Jesus für alle Menschen geöffnet hat. Das sollte uns dankbar machen und demütig. Und aufmerksam für alles, was dem jüdischen Volk an Unrecht widerfahren ist und was bis heute an Vorurteilen und Anfeindungen präsent ist.
Ihr
Jochen Stähle, Pfr.