Liebe Leserin, lieber Leser,

mit dem Wochenspruch für den 2. Advent verbindet mich ein Missverständnis. Eigentlich liegt es nur an einem t. Der Vers für diese Woche steht im Lukasevangelium: Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht. Lange war für mich klar, dass es eigentlich heißen muss: Steht auf und erhebt eure Häupter. Wenn nämlich wirklich so etwas großes geschieht (im Evangelium geht es um die Wiederkehr Jesu auf die Erde), kann man doch nicht sitzen bleiben. Nur den Kopf zu heben, das ist doch zu wenig. Wenn Jesus kommt, muss es einem vom Stuhl oder von der Kirchenbank reißen, je nachdem, wo man gerade sitzt. Beim Abendmahl singen wir ja auch (wenn nicht gerade Corona ist), dass wir unsere Herzen zu Gott erheben. Zu dem nahen, dem gekommenen und dem wiederkommenden Gott. Liest man allerdings den ganzen Abschnitt aus dem Lukasevangelium, dann wird einem klar, dass in diesem Moment sowieso niemand sitzen wird. Denn da werden unruhige Zeiten angekündigt, die Welt gerät ins Wanken, den Völkern wird angst und bange. Schon oft hat man in der Geschichte nach Anzeichen gesucht, dass es soweit ist: die Welt geht dem Ende zu. Aber dann ging es doch wieder weiter. Und ich vermute mal, das wird auch mit Corona so sein. Dennoch können wir schon jetzt die Häupter und die Herzen zu Gott erheben, nicht erst, wenn wirklich alles zu spät ist. Dennoch können wir schon jetzt in Richtung Weihnachten schauen (auch wenn erst 2. Advent ist) und uns freuen, dass Gott in die Welt und zu den Menschen kam und kommt, damals und heute auch noch und in Jesus Christus unsere Erlösung gekommen ist.

Ihr

Jochen Stähle, Pfr.