Liebe Leserin, lieber Leser,
"Sieh in den Himmel und singe, weil dir die Sonne umsonst scheint", hat der katholische Geistliche Phil Bosmans einmal geschrieben. Tatsächlich scheint die Sonne umsonst und über allen, über Gerechte und Ungerechte, wie die Bibel sagt. Und jetzt, wo die Tage doch wieder spürbar länger werden, sollten wir noch etwas lauter singen, wenn auch nur zuhause und nicht in der Kirche, wo das Singen wegen Corona nicht erlaubt ist. Die Sonne scheint über allen. Und es gäbe kein Leben, wenn sie das nicht täte. Wie überhaupt unser Leben doch an vielem hängt, worauf wir keinen Einfluss haben. Und das ist nicht nur in den Zeiten so, in denen eine Pandemie grassiert. Wir erleben gerade sehr intensiv, wie wenig selbstverständlich unser gewohnter Alltag ist und wie sehr es uns belastet, sich nicht mehr sehen, treffen, umarmen zu können. "Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkelheit die Völker", heißt es beim Propheten Jesaja. Wer würde dem nicht in vielem zustimmen können? Doch der Vers geht noch weiter. Mit einem großen Aber: "Aber über dir geht auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheint über dir." Was für ein Kontrast! Die Finsternis auf der einen und Gottes Herrlichkeit auf der anderen Seite. Dabei geht es nicht darum, sich in Sicherheit zu wiegen: auch wenn es den anderen schlecht geht, Hauptsache mir geht es gut. Sondern es geht um Hoffnung und Trost: Gott ist bei dir - auch in Dunkelheit und Angst. Gott verlässt dich nicht - auch nicht in deiner Einsamkeit und deinem Schmerz. Jesajas Worte, die auch der Wochenspruch für die kommende Woche sind, erzählen von diesem Gott, der uns nicht im Stich lässt. Dessen Herrlichkeit über allen erscheinen, dessen Liebe jedem gilt. Vielleicht ist die Sonne ein gutes Beispiel dafür. Gottes Liebe ist wie die Sonne, sie ist immer und überall da, heißt es in einem Lied. Das lässt sich auch gut singen. Weil die Sonne uns umsonst scheint. Aber noch mehr, weil Gott seine Liebe allen schenkt.
Herzlich grüßt Sie
Ihr
Jochen Stähle, Pfr.