Liebe Leserin, lieber Leser, 

der Sonntag hat Geburtstag. Am 3. März 321, vor 1.700 Jahren also, erklärte Kaiser Konstantin den dies solis, den Sonnentag, zum Feiertag für Richter, Gewerbetreibende und die Stadtbevölkerung. Zwar hatte der Sonntag als erster Tag der Woche und als Tag der Auferstehung Jesu für die Christen schon immer einen besonderen Stellenwert. Lange aber hielt man sich an das jüdische Gebot der Sabbatruhe und hielt den Samstag als Ruhetag ein. Erst nach und nach gewann der Sonntag an Bedeutung. Freilich waren Gottesdienste am Sonntagmorgen, an denen man zusammen Abendmahl feierte, schon vorher üblich. Auch für die Reformatoren war der Gottesdienstbesuch am Sonntag wichtig. Und Luther hielt es immerhin ebenso geboten, dem arbeitenden Volk einen Tag der Ruhe zu gönnen.

Auch wenn in den letzten Jahren und Jahrzehnten immer mehr Ausnahmen für die staatlich geschützte Sonntagsruhe hinzugekommen sind, ist der Sonntag unverzichtbar. Dabei geht es beim Sonntag nie zuerst um Verbote. Viel wichtiger ist, dass dieser Tag ein Tag für das bleibt, was uns als Menschen ausmacht: Zeit für sich und füreinander zu haben, den Alltag zu unterbrechen und zu sich selbst kommen zu können. Am Sonntag wird deutlich, dass es im Leben mehr gibt als Arbeit, Routine und Leistung. Am Sonntag ruht der Alltag und lässt uns zur Ruhe kommen. Und der Gottesdienst am Sonntag ist der Ort, an dem wir Gott nahe kommen, sein Wort hören und gestärkt in die neue Woche gehen können. Gerade in diesen bewegten Zeiten, wie wir sie gerade erleben, ist es wesentlich, dass wir solche Orte haben.

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche.

Ihr

Jochen Stähle