Liebe Leserin,

lieber Leser,

"Gelobt sei, der da kommt, der König, in dem Namen des Herrn! Friede sei im Himmel und Ehre in der Höhe!", rufen die Leute, als Jesus in Jerusalem einzieht. Großer Jubel und große Erwartungen schlagen ihm entgegen. Und es dauert nicht lange, da wird aus dem "Hosianna" ein "Kreuzige ihn". Schnell schlägt die Begeisterung in Enttäuschung um und Gefolgschaft wird aufgekündigt. Das war selbst bei seinen engsten Vertrauten nicht anders. Die Jünger flohen in der Nacht der Gefangennahme und ließen Jesus allein. Wer die in einem gesetzten Erwartungen nicht erfüllt, wer scheitert, der verliert auch den Rückhalt. Wenn Ihnen das auch aus aktuellen Ereignissen bekannt vorkommt, so trügt Ihre Einschätzung nicht. Nach verlorenen Wahlen wiederholt sich dieses Spiel in schöner Regelmäßigkeit - unabhängig davon, welche Partei es trifft. Jesus hat das auch gewusst. Und er wird schon beim Einzug gewusst haben, dass er die Erwartungen nicht erfüllt. Er ist nicht der heiß ersehnte König, der für Freiheit kämpft. Er ist nicht der, der die Machtspiele und Intrigen mitmacht. Er geht einen anderen Weg. Und er geht ihn in der Bereitschaft, dafür zu leiden und zu sterben. "Nicht mein, sondern dein Wille geschehe!", betet er im Garten Gethsemane. Er legt sein Leben in Gottes Hände. Das macht ihn nicht untätig und willenlos. Aber es gibt ihm die Gewissheit, dass sein Weg nicht von der Zustimmung der Menge, nicht von Erfolg und Anerkennung abhängig ist. Und so kann er seinen Weg gehen. Im Vertrauen auf Gott. Ich denke, dass dieses Vertrauen eine große Gelassenheit schenkt - auch uns, die wir doch auch mit Scheitern und Enttäuschungen fertig werden müssen. Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich in diesem Vertrauen wiederfinden und überzeugt mit dem Vater Unser beten können: Dein Wille geschehe.

Ihr

Jochen Stähle, Pfr.