Liebe Leserin,

lieber Leser,

am Sonntag feiern wir Pfingsten. Pfingsten, dieses merkwürdige Fest mit dem merkwürdigen Namen, der sich vom griechischen Wort für "fünfzig" ableitet, weil das Fest 50 Tage nach Ostern stattfindet. Pfingsten ist seltsam unanschaulich. Kein Kind in der Krippe, wie an Weihnachten, kein aufgerichtetes Kreuz wie an Karfreitag, kein leeres Grab wie an Ostern. Dafür eine vage Beschreibung dessen, was damals in Jerusalem geschah. Die Jüngerinnen und Jünger saßen zusammen, als plötzlich ein Wind durch das Haus blies und Gottes Geist sie erfüllte - wie züngelnde Flammen kam er über sie, beschreibt es die Apostelgeschichte. So vage dieses Geschehen bleibt, so konkret sind seine Auswirkungen: es trieb sie auf die Straße, sie begannen zu predigen, zu taufen, haben den Glauben weitergesagt und weitergetragen - hinaus in alle Welt. An Pfingsten war der Startschuss für das, was heute die Kirche ist: eine Gemeinschaft von Menschen überall auf der Welt, die im Glauben an Jesus Christus verbunden sind. Die immer wieder spüren, wie Gottes Geist sie antreibt und gebraucht, um Hoffnung zu bringen und Trost, um Mut zu machen und füreinander da zu sein. Freilich gelingt uns das nicht immer. Auch in der Kirche leben und wirken Menschen mit ihren Ecken und Kanten, ihren Fehlern und Schwächen. Aber gerade sie - also Sie und mich, uns alle - braucht Gott. Denn es sind nicht wir, die die Kirche am Leben erhalten oder Glaube, Liebe und Hoffnung weitergeben - es ist Gott selbst, sein Geist, seine Kraft in uns.

Ich wünsche Ihnen ein bewegendes und ermutigendes Pfingstfest

und grüße Sie herzlich

Ihr

Jochen Stähle