Liebe Leserin,

lieber Leser,

Unterricht in der 3. Klasse der Grundschule. Heute geht es ums Verlieren und Finden und die Gefühle, die damit verbunden sind. Auf die Frage, wer schon einmal etwas verloren hat, gehen die Finger hoch. Spielzeuge, Fahrräder, Fußbälle - alles war schon mal weg. Einem Mädchen ist auch die Katze entlaufen. Zum Glück fand man sie wieder. Suchen und finden - das kennen nicht nur Kinder. Wie oft verlieren auch wir etwas. Die Firma Apple hat das Potential erkannt und bietet seit einiger Zeit mit den AirTags kleine elektronische Helfer zum Wiederfinden von Schlüsseln oder anderen Gegenständen. Aber was ist mit Dingen, die sich nicht so leicht orten und wiederfinden lassen: Halt, Vertrauen, Orientierung, Hoffnung? An sie lässt sich nicht so leicht ein AirTag kleben, damit man sie schnell wiederfinden kann. Wir finden sie auch nicht, wenn wir uns allein auf die Suche machen. Wir finden sie aber in der Begegnung mit anderen. Das Lukasevangelium erzählt dazu eine Geschichte vom Finden, oder besser: vom Gefunden werden. Jesus kommt nach Jericho und sieht den kleinen Zöllner Zachäus auf dem Baum sitzen. Ihm blieb keine andere Wahl, weil die Menge ihm den Blick versperrte. Jesus findet ihn zwischen den Ästen des Maulbeerbaums und ruft ihn herunter, lädt sich bei ihm ein, sitzt mit ihm am Tisch - sehr zum Ärger der anständigen Leute. Aber dieser Zachäus findet etwas, was er bisher vergeblich suchte: einen Menschen, der ihn nicht an seinen Taten misst, der nicht den raffgierigen Zöllner in ihm sieht, sondern das geliebte Kind Gottes. "Der Menschensohn ist gekommen, um die Verlorenen zu suchen und zu retten", sagt Jesus am Ende der Geschichte. Jesus ist gekommen, damit wir mit ihm und in ihm finden, was wir sonst vergeblich suchen: Halt und Orientierung, Vertrauen in Gott und Hoffnung für uns und diese Welt. Dazu ist er auf der Suche nach einem jeden und einer jeden von uns.

Es grüßt Sie herzlich

Ihr

Jochen Stähle, Pfr.