Liebe Leserin,

lieber Leser,

in diese Woche fällt der 90. Todestag von Nathan Söderblom. Nathan Söderblom war ein schwedischer Theologe und später auch Erzbischof von Uppsala. Was ihn weit über Schweden hinaus bekannt machte, war sein Einsatz für die Ökumene. Dabei ging es ihm nicht so sehr um die Zusammenarbeit zwischen evangelischer und katholischer Kirche, wie wir heute Ökumene meistens verstehen. Söderblom lag genauso die Einheit zwischen den unterschiedlichen evangelischen und orthodoxen Kirchen am Herzen in einer Zeit, in der Europa von Krieg und Misstrauen zerrissen war. Schon während des 1. Weltkrieges berief er eine christliche Konferenz ein. Er war ein Vorreiter der beginnenden ökumenischen Bewegung, der maßgeblich an der Stockholmer Weltkirchenkonferenz von 1925 und den späteren Treffen beteiligt war. Männer und Frauen wie Nathan Söderblom haben dazu beigetragen, dass nach dem 2. Weltkrieg der Ökumenische Rat der Kirchen entstehen konnte, in dem sich Christinnen und Christen aus fast allen Kirchen der Welt treffen und zusammenarbeiten. 1930, ein Jahr vor seinem Tod, erhielt Söderblom für seine Arbeit den Friedensnobelpreis. Söderblom hat sich von dem Gedanken leiten lassen, den auch der Wochenspruch für diese Woche ausdrückt: So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen. Durch Christus gehören wir schon jetzt zur Gottes Welt, ganz gleich in welcher Sprache, in welcher Kultur und in welcher Tradition wir unseren Glauben bekennen, leben und feiern. Was uns eint ist Christus. Manchmal habe ich den Eindruck, dass dieses Bewusstsein wieder verloren zu gehen droht und Christinnen und Christen wieder mehr auf das Eigene, auf ihre Kirche und ihre Gemeinde schauen. Nathan Söderblom würde dazu sicher Widerspruch einlegen.

Ganz herzlich grüßt Sie

Ihr

Jochen Stähle, Pfr.