Liebe Leserin,

lieber Leser,

"So sehen Sieger aus", singen begeisterte Fans, wenn ihre Mannschaft erfolgreich vom Platz geht. Gefeierte Helden eben. Daneben stehen die Verlierer, die sich doch genauso viel Hoffnung auf den Sieg machten, genauso kämpften, aber dann doch besiegt wurden. So sehen Sieger aus. Als die ersten Christen mit ihrer Botschaft in die Welt gingen, zeigten sie dieser ein ganz anderes Bild eines Siegers. Einer, der am Kreuz gestorben ist. Einer, den seine Freunde im Stich gelassen haben. Einer, dessen Sieg nicht vor aller Welt bejubelt wurde, sondern leise und verborgen vor sich ging. Zu den ersten Darstellungen des Gekreuzigten gehört daher auch ein Kreuz, an dem ein Mensch mit einem Eselskopf hängt. Alexamenos betet seinen Gott an, steht darunter. So sehen keine Sieger aus. Eher einer, der alles verloren hat, seine Würde, seine Freiheit, sein Leben. Wie kann man nur so einen anbeten? Für Alexamenos und die vielen die nach ihm kamen, war die Sache klar: nur weil Gott in Jesus alles verloren hat, konnte er Sieger bleiben. Sieger über das Böse und die Verlorenheit, Sieger über den Hass und den Tod. Nur weil Gott sich zum Verlierer gemacht hat, bleiben am Ende keine Besiegte übrig - nur Sieger. Die Kollegen von Alexamenos, wie er waren sie Soldaten der kaiserlichen Garde in Rom, konnten das nicht verstehen. In ihren Augen musste es immer Sieger und Besiegte geben. In Gottes Augen gibt es nur einen Besiegten und nur einen Sieger: Jesus. Denn das Kreuz war nicht das Ende seines Weges. Er ging an Ostern weiter. Und er geht mit allen weiter, die ihm auf diesem Weg folgen. "Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat", heißt es im 1. Johannesbrief, dem Wochenspruch für diese Woche. Unser Glaube hält sich an den, der Sieger geblieben ist und bleibt.

Es grüßt Sie herzlich

Ihr

Jochen Stähle, Pfarrer