Liebe Leserin,

lieber Leser,

"Gesundheit ist doch das wichtigste!", hört man oft von Jubilaren, wenn man ihnen zum Geburtstag Glück, Gesundheit und Gottes Segen wünscht. Und natürlich ist Gesundheit wichtig: das Leben noch selbst gestalten zu können, nicht auf die Hilfe anderer angewiesen und bis ins hohe Alter aktiv zu sein - wer wünscht sich das nicht? Man könnte versucht sein, einen solchen Wunsch auch im Wochenspruch für diese Woche heraus zu lesen, der einem Gebet des Propheten Jeremia entnommen ist: "Heile du mich, Herr, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen." (Jer 17, 14) Schaut man sich das Umfeld des Textes an, so geht es Jeremia aber weniger um die Gesundheit, sondern um das Heilwerden von Beziehungen. Er leidet darunter, dass sich sein Volk von Gott abgewendet hat. Er leidet unter dem Spott der anderen, die ihm nicht zuhören wollen. Und er leidet unter dem drohenden Unglück, vor dem er so eindrücklich warnte und das nicht mehr aufzuhalten ist. Gesundheit ist das Wichtigste? Zumindest ein "Ja, aber" würde Jeremia einwerfen. Gesund bin ich doch nicht nur, wenn mein Körper fit ist - sondern auch, wenn ich in gesunden Beziehungen lebe: in der Familie, unter Nachbarn, in der Gemeinde und nicht zuletzt in der Beziehung zu Gott. Wer sich so gut aufgehoben, getragen und geborgen weiß, der kann auch Krankheit und Schwäche ertragen. Heil zu sein - das ist eben mehr als gesund zu sein.

Es grüßt Sie herzlich

Ihr

Jochen Stähle, Pfr.