Liebe Leserin, lieber Leser,

vielleicht haben Sie es auch schon bedauert: Corona hat unsere Umgangsformen verändert. Der klassische Handschlag zur Begrüßung ist verschwunden - aus Hygienegründen. Und das kurze Berühren zweier geballter Fäuste ist da nur ein schwacher Ersatz. Nun gehört zu Begrüßung - sagen die Benimmexperten - auch ein zugewandter Blick, ein kurzes Nicken und ein Lächeln. Aber auch das Lächeln verschwindet gerade ja unter der Maske. Bleiben also noch die gesprochenen Wörter. Mit "Guten Tag" macht man nichts falsch, "Hallo" geht auch fast immer, auf "Mahlzeit" sollte man verzichten - sagen, Sie ahnen es schon, die Benimmexperten. "Grüß Gott" ist bei uns eher unüblich, aber auch ein schöner Gruß. Und zum Abschied? Vielleicht "Auf Wiedersehen", "Ade" oder "Tschüss"? Ich bin für die letzten beiden Varianten. Nicht weil sie so salopp klingen, sondern weil sie in ihren Ursprüngen an den erinnern, dem wir unser Leben und alles Gut verdanken. "Tschüss" kommt vom niederländischen "adjus". Und die Niederländer haben es vom Französischen "Adieu" übernommen (geläufige Kurzform davon "Ade"). Adieu erinnert noch sehr an den lateinischen Ursprung "Ad Deum" - zu Gott hin, mit Gott oder Gott zum Gruße. Wenn wir also auseinander gehen, dann gehen wir mit Gott, oder kurz: "Tschüss". Das ist doch noch einmal mehr, als sich nur einen guten Tag zu wünschen.

Ihr

Jochen Stähle, Pfr.