Liebe Leserin, lieber Leser,

"Und denn, denn stehste vor Gott, dem Vater, stehste, der allens jeweckt hat, vor dem stehste denn, und der fragt dir ins Jesichte: Willem Voigt, was haste jemacht mit dein Leben?" Carl Zuckmayer lässt in seinem Stück "Der Hauptmann von Köpenick" den Schuhmacher Wilhelm Voigt so fragen. Was haste jemacht mit dein Leben. Fußmatten, sagt er dann, die habe er im Gefängnis geflochten, damit andere darauf herumtrampeln. Was hast du gemacht mit dem, was dir gegeben ist, fragt Jesus in einer Geschichte auch. Und er geht hart mit dem ins Gericht, der sich allzu sorglos benommen und sich nur um seinen eigenen Vorteil gekümmert hat. Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man umso mehr fordern, schließt Jesus seine Geschichte (Lk 12, 48). Gescheitert ist der Mann nicht daran, dass seine Aufgabe zu groß gewesen wäre. Denn von ihm wurde nicht mehr verlangt, als er hätte tun können. Wenn wir am Ende mit leeren Händen dastehen, dann liegt es mehr an den ungesagten Worten, an verweigerter Hilfe, an ungenutzten Chancen, an totgeschlagener Zeit, am ungetanen Guten. Wenn wir mit leeren Händen dastehen, dann liegt es daran, dass wir das versäumten, was wir hätten tun können. Mit unseren Begabungen, Talenten und Möglichkeiten. Was haste jemacht mit dein Leben? Wahrscheinlich werden wir vieles versäumt haben. Aber viel wichtiger wird sein, wo wir mit unserer kleinen Kraft geholfen, getröstet, ermutigt und gebetet haben.

Ihr

Jochen Stähle, Pfr.