Haben Sie schon einmal in einem Krippenspiel mitgemacht? Damals, als Kind? Ich leider nicht. Denn ich merke, dass sich andere da gerne daran erinnern. Aber es bleibt es ein interessantes Gedankenspiel: Wenn ein Krippenspiel einstudiert würde, bei dem ich mir eine Rolle aussuchen kann – welche würde ich den nehmen? Die des kleinen Kindes wird ja richtigerweise mit einer Puppe von einem der mitspielenden Kinder besetzt. Die Rolle des Wirtes könnte ich bestimmt gut ausfüllen, aber der Buhmann sein, der die Notsituation der schwangeren Frau gar nicht richtig erkennt, das will ich eigentlich nicht. Ochse und Esel kommen im Lukasevangelium, dem Grundtext der Weihnachtsgeschichte und aller Krippenspiele zwar gar nicht vor, aber durch Hinweise aus dem Alten Testament haben sie ihren Zugang gefunden. Aber wer will schon Hornochse oder Esel sein? Ein Engel in der himmlischen Heerschar? Ich bin im Moment total erkältet und kann nicht singen, geschweige denn mit lauter Stimme die Verkündigung der Weihnachtsbotschaft übernehmen. Hirte, hätte was für sich, denn schließlich sind sie die ersten, die die frohe Botschaft mitbekommen. Aber draußen leben, wo ich doch mit Camping und Zelten gehen gar nichts am Hut habe? Und ein Schaf, das nur dumm rumsteht, ist auch nicht mein Ding. Bleiben Maria und Josef. In meinem Alter bekommt man doch kein Baby mehr und bei Josef fehlt mir einfach der Bart. Wenn ich so über alles nachdenke, will ich gar nicht in eine fremde Rolle schlüpfen. Sondern ich sein. So wie ich bin. Denn genauso darf, ja soll ich zu Gott kommen. Nicht als irgendeine andere oder eine Rolle, die ich spiele. Ich darf ich sein bei Gott. Welch ein Geschenk – das Weihnachtsgeschehen damals in der Krippe von Betlehem.

 Ihre Elke Seiter, Gemeindediakonin