Ich spaziere im Advent am Abend durch eine fremde Stadt. Ein kleiner Menschenauflauf vor einer erleuchteten Häuserfassade zieht mich an. Anstelle von den sonst üblichen Figuren wie Reh, Schneemann oder Rentierschlitten mit Weihnachtsmann hat dort jemand Leuchtketten an einem Namen montiert und so leuchtet es klar und deutlich: J E S U S. Coole Idee, denke ich. Aber andere Schaulustige finden das nicht. „Was soll das?“ ist zu hören. „Das verschandelt doch die ganze Atmosphäre in der Straße“ sagt eine andere Person und verweist auf die aufgeblasenen Schneemänner und Weihnachtsmänner am Nachbarhaus und mit vielen Lichterketten geschmückte Hecken und Bäume am Haus gegenüber. „Das passt nicht zu dem anderen“. 

„Weihnachten ist doch etwas fürs Herz“ sagt eine Dame neben mir. „Aber an Weihnachten feiern wir doch Jesus Geburt“ wende ich ein. Sie schaut mich erstaunt an. „Na, Weihnachten ist doch vor allem das Fest der Familie, Liebe und der schönen Lichter in der kalten und dunklen Jahreszeit. Das mit Jesus ist doch Sache für die Kirche“ gibt sie mir zu verstehen. Jetzt schaue ich sie erstaunt an. 

„Und diese Sterne!“ tönt es von einem Mann ein paar Meter weiter. „Wenn sie in gelb oder so einer Art warmen Bernsteinlicht wären, aber doch nicht in so knalligem weiß und rot“. Mein Blick fällt auf die zwei Herrnhuter Sterne, die in den Originalfarben unter dem Jesus-Schriftzug hängen. „Das sind Herrnhuter Sterne, mit 25 Zacken. Erfunden von einem Mathematiklehrer für seine Schülerinnen und Schüler im Herrnhuter Internat. Später dann wurde dieser Stern zu Beginn der Adventzeit von Familien gebastelt. Die sind im Original wirklich weiß und rot, wenngleich es heute auch Sterne in anderen Farben gibt“ meine ich ganz ruhig. 

„Aber warum weiß und rot?“ werde ich gefragt. Zum Glück weiß ich das, seit ich bei unserem Stern zu Hause nach dem Zusammenbauen die Entstehungsgeschichte gelesen habe. „Weiß steht für die Reinheit und Unschuld von Jesus, rot für sein Blut.“ 

Jetzt schauen mich alle Umstehenden staunend an. „Sind Sie auch so ein…“
Bevor er den Satz beenden kann, falle ich ihm ins Wort und sage: „Ja, ich bin auch so ein Weihnachtsmensch, dem es um das Eigentliche von Weihnachten geht.  

Wie hat der Engel gesagt: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.“ 

Das gilt auch uns. 

 

Frohe Weihnachten! 

Ihre Elke Seiter, Diakonin

 

PS: Der Herrnhuter Stern ist in diesem Jahr das Motiv der 25 Euro Sondermünze zu Weihnachten.