Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist. (Lukas 19, 10)
Die Evangelien sind voll von Geschichten in denen Jesus Menschen findet. Er hat wohl einen besonderen Draht dafür, Menschen zu sehen, die am Rand stehen, die in der Gesellschaft verloren gegangen sind. Den Kranken, ohne Hoffnung seit über dreißig Jahren auf einer Matte liegend, die Fischer am See nach vergeblicher Nachtschicht, Zachäus, den keiner mag, weil er viele finanziell ausgenommen hat. Bei einer Handtasche, die auf einer Bootsfahrt ins Wasser fällt, ist schlagartig klar, was da alles verloren gegangen ist. Schlüssel, Geldbeutel, Ausweispapiere, Führerschein, Handy, Scheckkarte. Alles noch vorhanden, aber es hat seinen Wert verloren. Man kommt nicht mehr durch die Türen in die Wohnung, kann sich nicht ausweisen, hat kein Geld.
Wie ist das mit einem Menschen? Auch Menschen können verloren gehen - im übertragenen Sinn. Sie haben sich verloren in Ideen, Gedanken, Menschen, Hobbys, Träumereien oder Fantasien. Sie sind für andere nicht mehr ansprechbar. Und leider können auch heute noch Menschen verloren gehen, indem sie an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden; weil sie die Arbeit verloren haben und ihr Leben nicht mehr finanzieren können. Vielleicht, weil sie im Alter allein gelassen werden.
Könnte es sein, dass Jesus auch deshalb die Geschichten vom verlorenen Sohn, vom verlorenen Schaf und von der verlorenen Münze erzählt, weil das Suchen nicht allein auf ihn beschränkt bleiben soll. Es ist eine Fähigkeit, die wir alle in uns tragen; die wir alle auch ausüben können. Menschen nicht verloren zu geben, sondern nach ihnen Ausschau zu halten, sie zu suchen und zu finden.
Ihre Elke Seiter, Diakonin