Liebe Leserin, lieber Leser,

wer von einer "Heimsuchung" spricht, meint damit nichts Gutes. Heimgesucht wird man von Schicksalsschlägen oder schweren Prüfungen. Glücklich, wer weitgehend von solchen Heimsuchungen verschont bleibt. Ganz anders ist das, was im Kirchenjahr mit der Heimsuchung Marias gemeint ist, an die am 2. Juli erinnert wird. Maria sucht ihre Verwandte Elisabeth "heim" (also auf), die wie sie schwanger ist. Zwei Frauen und zwei ungewöhnliche Situation: die eine ist eigentlich schon zu alt, um ein Kind zu bekommen und die andere doch noch zu jung, unverheiratet und unerfahren. Beide Kinder werden auf ihre Weise die Welt verändern: Johannes, der Sohn Elisabeths, den man später den Täufer nennt, und Jesus, der Sohn Marias. Doch jetzt sind es erst einmal die beiden Mütter, die sich beistehen. Drei Monate bleibt Maria bei Elisabeth. Eine Zeit, die sie sicher verändert hat. Eine Zeit, die mehr war als ein antiker Geburtsvorbereitungskurs. In einer für beide nicht einfachen Lage stehen sie sich bei, unterstützen einander, geben sich gegenseitig Halt, bereiten sich gemeinsam auf die Geburt vor und die Herausforderung, Kinder groß zu ziehen. Denn das ist ja immer noch ein großer Einschnitt im Leben: ein Kind zu bekommen und es ins Leben zu begleiten. Gut, wenn man da nicht allein ist, damals nicht und heute nicht. Sondern Menschen an der Seite hat, die dabei unterstützen: Großeltern, Tanten und Onkel, Nachbarn und Freunde, Erzieher und Lehrerinnen. Als Kirchengemeinden versuchen wir auch, Eltern und Kinder zu begleiten, z. B. durch die Kirche kunterbunt nächste Woche. Vielleicht suchen sie uns ja auch "heim" und kommen vorbei?

Es grüßt Sie herzlich

Ihr

Jochen Stähle, Pfr.